Der Weg ist das Ziel – Gürtelprüfung im Jiu Jitsu erfolgreich gemeistert

„Wer nicht vorwärts strebt, dem ist es nicht ernst mit sich selber“ – so steht es geschrieben an der Stirnseite des Hauses der Wissenschaft in der Bremer Sandstraße. Johann Caspar Lavater hat diesen Ausspruch mal getätigt, und auch, wenn nicht bekannt ist, ob der Schweizer Philosoph, Pfarrer und Schriftsteller ebenfalls dem Jiu Jitsu nachging: Da hat er recht.

Denn man muss ja auch mal vorankommen. Und das geht wie bei so einigen anderen Kampfkunst- und Kampfsportarten auch beim Jiu Jitsu. Unterschieden wird übrigens in Meistergrade (Dan) und Schülergrade (Kyū) und diese Grade werden mit unterschiedlichen Gürtelfarben dargestellt. Während die Meistergrade vom 1. Dan bis zum 10. Dan aufgeteilt und die Gürtel dort erst schwarz, dann rot-weiß und später dann rot sind, fächern sich die Farben der Kyū-Grade so auf: weiß, gelb, orange, grün, blau und braun. 

Es schickten sich also insgesamt sieben Schülerinnen und Schüler an, ihre Gürtelfarbe zu wechseln: von weiß zu gelb, zweimal von gelb zu orange, einmal von orange zu grün und zweimal von grün zu blau. Nahezu 30 Monate nach der bislang letzten Gürtelprüfung ein feierlicher, ja beinahe erhabener Augenblick, den alle mit dem nötigen Ernst angingen. Jedenfalls sahen sie so aus. Vielleicht ist ihnen aber auch einfach das Herz in die Hose gerutscht, die Düse oder gleichdas ganze Gesäß auf Grundeis gegangen – jedenfalls verkündete eine Schülerin auf dem entsprechenden Whatsapp-Kanal, alles vergessen zu haben und dementsprechend nicht zur Prüfung zu erscheinen. Das konnte sie jedoch vergessen: denn nach diversen Jahren gemeinsamer Kampfkunst ist dann doch eine starke Gemeinschaft entstanden, die das Fehlen eines Mitglieds schmerzlich bemerken würde. Jedenfalls war sie nach der Drohung „Dann holen wir Dich!“ dann doch da. Wobei alle anderen Prüflinge eher auch lieber weggelaufen wären, da machen wir uns mal nichts vor.

Vormachen: Transportgriffe, Abwehr gegen Schläge, Messer- und Pistolenangriffe, Würfe, Falltechniken, diverse Techniken zur Abwehr gegen das Umfassen des Handgelenks oder des Revers. Das meiste war dann aber doch punktgenau abrufbar und bei dem Rest wurde improvisiert.

Letzten Endes erlangte jede Schülerin und jeder Schüler den nächsthöheren Gürtelgrad. Und ein langjähriger Blaugurt, der bereits vor über 40 Jahren diverse Prüfungen im Judo ablegte und seit rund zehn Jahren Jiu Jitsu betreibt, bekam dann auch noch völlig verdient den braunen Gürtel verliehen. 

Wobei es auf solch einen Gurt eigentlich gar nicht so ankommt: ist doch eine fundierte und gründliche Ausbildung letzten Endes mehr wert als ein andersfarbiger Gürtel. Und doch ist es sinnvoll, auf das Ziel, nämlich den nächsten Kyū-Grad, zu trainieren. Denn gleich neben dem Lavater-Ausspruch am Haus der Wissenschaft ist auch ein Zitat Friedrich Schillers verewigt: „Rastlos vorwärts musst du streben, nie ermüdet stille stehn, willst du die Vollendung sehn.“